Die Wiedergeburt von Omega
Chapter 794: Runenstück 2 (Kap.795)

Chapter 794: Runenstück 2 (Kap.795)

Der Thronsaal hatte sich noch nie kälter angefühlt. Selbst wenn Schnee vom nördlichen Gebirgskamm durch die steinernen Fenster hereinwehte oder die Geister der Ahnen durchzogen und eine Kälte hinterließen, war es nie so kalt geworden.

Diese Kälte war tiefer. Schwerer. Die Art, die in Keilas Knochen kroch und ihr Lügen zuflüsterte, die sie langsam zu glauben begann.

Der Marmor unter ihren nackten Füßen pulsierte mit dem Unbehagen von Aloria. Selbst die Magie, die den Wald heilig hielt, zitterte.

Draußen hörte sie es. Panik, die wie Feuer in den äußeren Höfen aufflammte. Das Geflüster von Drachen. Von Flügeln, die die Sonne auslöschen. Von Drachenreitern, die wie Omen zwischen den Bäumen hervorkamen.

Keila stand vor dem Thron, eine Hand an die Wölbung ihres Unterleibs gepresst, die andere in der Faust an ihrer Seite. Ihre Robe, bestickt mit versilberten Blättern und blutfarbenen Ranken, hing wie eine Haut, die sie nicht mehr erkannte. Um sie herum bewegte sich der Rat der Fae in ängstlicher Stille und beobachtete sie, als wäre sie diejenige, die dieses Schicksal über sie gebracht hatte.

Denn das hatte sie.

"Mylady, Euer Befehl..." Einer der königlichen Fae-Wachen trat vor. Ein Zittern in seiner Stimme. Seine Hand auf dem Griff seiner Klinge.

Sie antwortete nicht. Bewegte sich nicht. Ihre Augen waren auf den versiegelten Torbogen auf der anderen Seite des Thronsaals gerichtet. Ihr Herzschlag stotterte, dann beschleunigte er sich, als die Luft flirrte.

Ein Kräuseln in der Luft, und dann öffnete sich ein Riss. Es wirbelte dunkle Energie.

Das Portal erwachte zischend zum Leben, und aus seiner Tiefe taumelte die Gestalt, die sie hundertmal heimlich herbeigerufen hatte. Er war in zerrissene Lumpen gehüllt, die mit getrocknetem Blut befleckt waren, und seine Schritte waren uneben. Er stützte sich schwer auf einen Stab aus geschwärzten Knochen, seine Haut war aschfahl, seine Augen waren eingefallen und brannten in unnatürlichem Licht.

Der dunkle Zauberer Beoruh war zurückgekehrt.

Keila atmete langsam aus. Erleichterung kämpfte mit Wut. Sie trat von der Tribüne herunter, das Flüstern ihres Gewandes hinter sich herziehend wie ein langsamer Fluch. In der Kammer herrschte Stille.

Das Unbehagen des Fae-Rates in der Gegenwart des dunklen Zauberers war spürbar.

"Du hast mich angelogen", sagte sie mit einer Stimme, die zu leise war, um sie zu tragen, aber dennoch widerhallte. "Du hast mir gesagt, Jian würde niemals zurückkehren. Dass die Dimension mit ihm darin zusammenbrechen würde. Das war die Abmachung."

Beoruh gluckste, tief und heiser. Ein Geräusch wie Sand, der über Glas schleift. "Und er ist nicht so zurückgekehrt, wie du es erwartet hast."

Keila blieb zwei Schritte vor ihm stehen. Ihre Augen fixierten die seinen. "Du hast mir Endgültigkeit versprochen."

Er lehnte sich näher, und einen Moment lang roch Keila den Geruch von verfallenen Reichen in seinem Atem. "Was ich versprochen habe", sagte er langsam, "war, dass der Drachenkönig niemals unverändert entkommen würde. Ich habe mein Wort gehalten."

Ein Flackern von Magie entfachte zwischen ihnen. Ihre eigene Macht flammte daraufhin auf. Das Arkane in ihr stieg auf wie eine Flut unter ihrer Haut. Sie fühlte sich dadurch spröde. Unstabil.

"Warum führt er dann in diesem Moment eine Belagerung von Aloria an? Warum setzen seine Drachen meine Schutzwälle in Brand? Warum schreit mein Volk außerhalb dieser Mauern?"

Sein Lächeln verzog sich. "Weil er direkt in seinen Tod hineingelaufen ist. Und dieses Mal darfst du zusehen."

Keila erstarrte.

Der Thronsaal hatte sich wieder beruhigt, obwohl sie immer noch entfernte Hörner hören konnte, Fae-Alarmrufe von den höheren Ästen.

"Erkläre."

"Wäre es nicht befriedigender, meine Königin", murmelte Beoruh, "ihm in die Augen zu sehen, wenn er fällt? Die Angst in ihm zu sehen, bevor er verzehrt wird?"

Sie antwortete nicht. Ihre Gedanken überschlugen sich, sie kämpfte darum, den Faden der Kontrolle zu behalten. Sie hatte alles verraten ... ihren Hof, ihre Schwester, ihren Drachen, sich selbst, alles für die Macht. Für Rache. Und jetzt sprach dieser Verrückte in Rätseln und bat sie, ihm wieder zu vertrauen.

Nein. Nicht schon wieder.

"Wenn Jian Aloria überrennt", sagte sie kalt, "schwöre ich dir, dass ich nicht allein sterben werde. Ich werde diesen Wald bis auf die Wurzeln niederbrennen und dich mit mir nehmen."

Beoruh zuckte nicht zurück. "Keiner wird sterben. Nicht heute. Denn die Fae werden nicht diejenigen sein, denen sie gegenüberstehen."

Eine Pause. Keila blinzelte. "Was willst du damit sagen?"

Er trat zurück und deutete auf das nördliche Fresko, das in die Wand gehauen war. Eine uralte Darstellung der Harmonie zwischen Aloria und dem Drachenreich. Drachen und Feen standen Seite an Seite nach der Trennung.

"Das heißt, deine Feinde glauben, sie bekämpfen die Feen. Aber in Wirklichkeit betreten sie völlig anderen Boden."

Keilas Blut gefror.

"Was hast du getan?"

"Das, wozu du mich aufgefordert hast. Die Regeln zu brechen. Das Gleichgewicht zu verschieben. Dinge heraufzubeschwören, die zu tief begraben liegen, als dass man sich an sie erinnern könnte."

Ihre Kehle wurde trocken. Sie sah ihn an, sah ihn wirklich an, und im Flackern eines Moments erkannte sie das enorme Wesen, mit dem sie sich verbündet hatte. Die Narben auf seiner Haut waren keine Kampfverletzungen... es waren Runen, die Seelen gefangen hielten.

"Ich habe einen Ausweg für Aloria", fuhr er fort, mit einer Stimme, tief und gefährlich. "Aber ich benötige deine Zusammenarbeit. Du musst die innere Schranke aktivieren, den Wald versiegeln. Und mir das geben, weswegen ich hierher kam."

Keila hielt den Atem an. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst."

"Ach nein? Ich denke doch." Beoruh hielt dagegen.

"Es ist nicht sicher bei dir", flüsterte sie. "Du hast geschworen, Aloria zu helfen. Nicht das zu erwecken, was vergessen bleiben sollte."

"Und dennoch sind wir hier, genau da, wo wir sein wollten. Du hast mich gerufen, um das Schicksal neu zu schreiben. Du hast nach mir gerufen, als sich dein Volk von dir abkehrte. Als deine eigene Schwester durch deine Hand gefallen ist. Als das Arkane erwachte und der Wald begann, erneut zu sprechen."

Ihre Sicht verschwamm.

Sie sah das Gesicht Adriennes, sanft und erschrocken, Blut quoll zwischen ihren Lippen hervor. Sie sah Jians Augen, erfüllt von Zorn und Tötungsabsicht. Sie sah Lodenworth ... stumm, verschwunden. Ihr Kind trat in ihrem Leib.

Alles entglitt ihr.

"Die Rune, die Feen haben ein Stück davon", flüsterte der Zauberer wieder. "Gib sie mir, und ich werde Aloria unüberwindlich machen. So wie früher. Wie in den alten Zeiten."

Keila bewegte sich nicht. Einen Moment lang schien es, als wäre der Raum ein Gemälde, jeder Edelmann erstarrt in atemlosem Schrecken, jede Fackel flackerte mit unnatürlichem Wind.

Schließlich drehte sie sich um.

Sie ging zurück zum Podium. Jeder Schritt wurde schwerer. Langsamer. Am Fuß des Thrones, eingemeißelt unter dem Sitz, befand sich ein Schloss aus Knochen und Kristall. Sie kniete nieder und drückte ihre Handfläche darauf.

Der Stein klickte und ein Impuls aus Licht flammte auf.

Hinter ihr lächelte Beoruh.

Sie nahm das Runenstück.

Hielt es zwischen zitternden Fingern.

Dann blickte sie zurück.

"Wenn du mich verrätst", sagte sie, "werde ich dafür sorgen, dass du an einem Ort begraben wirst, an den sich nicht einmal die Zeit erinnern wird."

Sein Grinsen wurde breiter. "Liebling, das bin ich bereits."

Keila schloss ihre Augen.

Und überreichte ihm das Runenstück.

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